Körperkontakt

Hunde leben in sozialen Strukturen. Sie brauchen Kommunikation, Kontakt, Körperkontakt um eine Beziehung aufbauen, zum Erziehen, Begrenzen, Halt geben und liebevoll miteinander sein.

 

In der Mehrhundehaltung ist es täglich zu beobachten: Gegenseitige Fellpflege, beieinander liegen (Kontaktliegen) und sich wärmen und schützen und freundliche Kontaktaufnahme über gegenseitiges Beschnuppern gehören genauso dazu, wie das Anstupsen, Wegknuffen und Rempeln, oder auch mal ein gemeinsames Spiel.

 

Natürlich sollten wir es als Mensch auch nicht übertreiben und uns auch nicht anbiedern! Doch ich nehme bei Hundehaltern mit ihrem Hund leider eher komplett das Gegenteil war - und zwar ein gänzliches Vermeiden von Körperkontakt, was ich ziemlich dramatisch finde! 

 

Wo ist das Anfassen hin? Das Abtasten und wahrnehmen von Besonderheiten oder Krankheiten. Das Durchsetzen von Dingen, das Liebhaben, Loben und gemeinsam nahe sein?

 

Es wird sich z. B. nicht getraut den Hund auf dem Steg (beim Agi) festzuhalten, wenn es erforderlich ist, ihm Halt zu geben (oder beim Nachstellen eines Tierarztbesuches auf dem Tisch). Wenn der Hund eine Zecke hat, kann der Besitzer diese nicht entfernen, weil er nicht weiß, wie er den Hund anfassen bzw. festhalten kann und muss deswegen zum Tierarzt.

 

Zu Hause wird der Hund ins Körbchen geschickt, anstatt dass man sich mal zusammen mit dem Hund auf die Erde setzt und gemeinsam Nähe genießt, den Hund streichelt oder ein körperliches Spiel. Mal Schnauze, Ohren, Fell, Bauch, Pfoten, Körper kontrollieren und begutachten. Berührungen zu dulden und zu genießen.

 

Menschen finden "plötzlich" Brustwarzen bei ihrem erwachsenen Rüden und landen beim Tierarzt. Sie hatten vorher nie den Bauch befühlt und wahrgenommen, dass auch ein Rüde selbstverständlich Zitzen hat (nur ein harmloses Beispiel).

 

Wir haben mittlerweile so viele Hilfsmittel (Halsband, Leinen, Geschirr etc.). Keine Frage, diese sind toll und wir brauchen sie auch, doch trotzdem können wir die Hunde anfassen, festhalten, abtasten, wegschieben etc. - da brauchen wir keine Hilfsmittel für - das geht komplett ohne Hilfsmittel!

 

Wenn diese Hilfsmittel als Ersatz für den Körpereinsatz genutzt werden und der Mensch damit unbewusst eine Mauer aus Gegenständen zwischen sich und seinen Hund stellt, das Anfassen etc. (s. o.) vollständig verloren geht, baut man sich Barrieren zwischen Hund und Halter auf, die eine (artgerechte) Hundehaltung unmöglich machen.

 

Körperkontakt ist Bindung | Körperkontakt ist lebensnotwendig