Überbeschäftigung

Leider geht der Trend heutzutage immer noch zur Überbeschäftigung: Montags Rally Obedience oder Agility, Dienstags Fahrradfahren, Mittwochs Hoppers, Donnerstags Longieren oder Stadttraining, Freitag Unterordnung und zwischendurch vielleicht noch in die Raufergruppe und am Wochenende ein Kurzurlaub mit vielen anderen Reizen… Nur allzu schnell geraten viele Hundehalter in eine “Bespaßungsspirale”, nur weil irgendwann mal der Mythos entstand: 

 

  • "der Hund MUSS ausgelastet und fast ständig beschäftigt werden"
  • "MEHR Beschäftigung bringt auch MEHR" 

Doch was passiert bei dem "MEHR"???

 

Ein Hund, der dauerhaft beschäftigt wird, egal was von den o.g. Aufzählungen oder andere Tätigkeiten (Hundesport, Leckerchen suchen, Dummy) oder das "Spielrennen" mit anderen Artgenossen etc. pp. Dieser Hund erreicht ein gewisses Level an Energie, welches befriedigt werden MUSS. 

 

Dieses Level muss dann auch erfüllt werden. Es wird von Hund verlangt, da er von uns so darauf getrimmt wurde (vergleichbar mit z. B. einem Jogger, der jeden Morgen Joggen muss - nicht mehr weil er will, wie am Anfang, sondern weil sein Körper & sein Geist es verlangen - eine gewisse Suchtabhängigkeit durch den Adrenalinkick).

 

Hunde, die unter Stress und dadurch unter permanenter Anspannung stehen, schütten neben dem Stresshormon Adrenalin auch das Stresshormon Cortisol aus (mit Cortisol will der Körper den Stress nicht bekämpfen, sondern ihn leistungsfähiger machen. Cortisol macht belastbar und fit, wenn viel ansteht). 

 

Diese Spirale zu durchbrechen dauert seine Zeit und geht meist mit Zerstörungswut Seiten des Hundes einher (Wohnungseinrichtung, egal ob Couch, Körbchen, Kissen, Tapete, Holzleisten, Türrahmen etc.). Da die Hunde wegen andauernder und ständige Beschäftigung von uns auf einem dauerhaft, produzierten, hohen Stresslevel stehen/ programmiert worden sind und mit dieser Energie erst einmal irgendwo hin müssen.

 

Und da beginnt der Teufelskreis, da die meisten Menschen dann wieder der Meinung sind "wir müssen den Hund beschäftigen". 

 

Noch mehr Auslastung und Beschäftigung führt jedoch dazu, dass der Hund über kurz oder lang immer nervöser wird, denn schüttet der Körper über einen längeren Zeitraum zu viel von dem Stresshormon aus, äußert sich das in Unruhe, Anspannung, Zerstörungswut, beeinträchtigte Stimmung, geschwächtes Immunsystem etc.. 

 

Unsere Hunde (selbst die agilen unter ihnen) hätten von von sich aus, nicht die Ambitionen, diese ganzen Aktivitäten ohne unser zutun ausführen zu wollen,
da es -genaugenommen - auch was mit Energieverschwendung zu tun hat!

 

Was kann man ändern?

Tatsächlich von heute auf morgen die "Auslastung" abstellen, dafür sinnvolle Beschäftigung MIT der Bezugsperson und vorerst in minimalen Rationen (bis man aus der o. g. Spirale raus ist)!

 

Genießen Sie es, wie schön es sein kann, gemeinsam durch die Natur zu streifen, sich an der Umwelt zu erfreuen und einfach das Beisammensein genießen, vielleicht zusammen zu buddeln, ein kleines gemeinsames Spiel (ohne Spielzeug!!!).

 

Fazit

Und bitte verstehen Sie mich nicht falsch - Sie sollen jetzt natürlich nicht dauerhaft nichts mit Ihrem Hund machen, doch gehen Sie es mit gesundem Menschenverstand an. Natürlich benötigt jeder Hund Erziehung und Ausbildung! Und einige Hunde wollen auch eine Aufgabe, doch sie wollen eine sinnvolle Aufgabe.

 

Das richtige Maß ist hier das Wichtigste - übertreiben Sie es nicht, suchen Sie was, woran Sie und Ihr Hund Spaß haben, machen Sie nicht zu viel!

 

Infos zum Nachdenken & wie wichtig Schlaf ist!

  • Im Anschluss an eine Stressphase folgt normalerweise eine Periode der Erholung in der Adrenalin und Cortisol abgebaut werden.
    Cortisol braucht bis zu 2 Tage, um vom Körper des Hundes vollständig abgebaut zu werden.

  • Das Schlafbedürfnis unserer Hunde variiert stark (je Alter) und es kann durchaus vorkommen, dass älter, kranke und junge Hund bis zu 22 Stunden am Tag schlafen. Erwachsene Hunde brauchen täglich durchschnittlich ca. 17 - 20 Stunden Schlaf. Hierzu zählt neben dem Tiefschlaf jedes Dösen, Ruhen, Ausruhen.

    Oft sieht es für uns einfach nur aus, als würde der Hund schlafen, da er mit geschlossenen Augen ruhig und bewegungslos liegt, doch hier Dösen/ Ruhen die Hunde meist nur vor sich hin und bekommen dennoch alles mit, was um sie herum passiert.

  • Wer nicht genug schläft und die Erlebnisse verarbeiten kann, wird reizbar, überdreht und kann sich schlecht konzentrieren. So ist es natürlich auch bei unseren Hunden. Wer zu wenig Schlaf bekommt, kann auf Dauer gesundheitliche Probleme entwickeln.

    Daher ist es so wichtig, dass Hunde ausreichend Ruhephasen bekommen, sich regenerieren und das erlebte Verarbeiten können.